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26) verliebt... | fell in love...

Ja, ich muss euch gestehen... ich habe mich verliebt! Jetzt seid ihr gespannt. Also, dann erzähl ich mal ganz von vorne!

Mein erster ganzer Tag in Chiang Mai war ein Sonntag. Am Nachmittag führte mich mein Schlendern durch die Stadt in eine Gegend, in der viele Thais dabei waren Stände aufzustellen. Auf mein Fragen hin, erfuhr ich: es ist heute Sonntagsmarkt. 

Ein paar Stunden später lief ich durch gefüllte Strassen. Voll von Ständen, Touristen, Einheimischen, Künstlern, TukTuk Taxis  und das über mehrere Strassen hinweg. Unglaublich gross! Es gab alles Mögliche. Kleider, Stoffe, Souvenirs, Essen, Kitsch, nochmals Kitsch, und gleich nochmals, Lustiges, Schönes.... Ich schaffte es nicht, alles zu sehen, denn irgendwann war es einfach genug. 

Am Sonntag darauf zog es mich wieder an den Markt. Ich war erneut fasziniert vom Treiben und da entdeckte ich ihn. Fast am Ende einer Strasse sass er auf seinem Mofa und stimmte seine Geige. Ich blieb stehen und beobachtete, wie er versuchte, die Geige wieder so zu stimmen, dass er mit dem Klang zufrieden ist. Doch offensichtlich schaffte er es nicht. Dennoch gab ich ihm ein wenig Geld und bekam ein Achselzucken und ein Lächeln dafür. 

Es war klar für mich, dass ich ihn heute wieder sehen musste. Also suchte ich ihn und fand ihn am genau gleichen Platz wieder. Er war dabei, sich vorzubereiten. Ich war schon ganz neugierig, ob ich heute die Geige hören würde. 

Während dem Warten war es endgültig um mich geschehen. Ich hatte mich verliebt! In den Mann? Nein eigentlich nicht, sondern in sein Tempo, in den Moment! 

Im regen Treiben des Marktes war sein Handeln wie eine Gegenbewegung und brachte die Welt um ihn herum irgendwie zum Stehen. Ich hatte das Gefühl, wie dass er sich in einer unsichtbaren Blase befand, in welcher eine andere Zeitmessung galt. Und ich war Teil dieser Blase. Fast in Zeitlupe, andächtig, konzentriert, vorsichtig und sehr bedacht bereitete er alles vor. Der Hut musste genau am richtigen Ort sein, Die Geige wurde vorsichtig gereinigt und danach an einen Verstärker angeschlossen! Dann wurde sie gestimmt. Das Mikrofon in Position gebracht. Ich platzte fast vor Aufregung und Neugier, wie es klingen würde. 

Endlich war es soweit! 

Zaghaft war seine Stimme zu hören und die Geige dazu. Er war sichtlich zufrieden und spielte während rechts und links Menschen an ihm vorbei strömten. Gewisse sahen ihn nicht einmal an, manche fotografierten ihn, andere schenkten ihm ein süffisantes Lächeln. Ich war nach wie vor fasziniert! Zugegeben, nicht von den Klängen und Tönen, nein, einfach von seiner Zufriedenheit in dem Moment. Ich legte Geld in seinen Hut und blieb weiterhin stehen um das Ende des Liedes abzuwarten. Er hatte mich schon länger entdeckt und sein Lied bei meiner Geldspende für ein "khop khun kap" (Danke) unterbrochen. Danach spielte und sang er sein Stück zu Ende und blickte mich danach verlegen an. Ich fragte höflich, ob ich ihn nochmals fotografieren dürfe. Er nickte und schenkte mir ein schüchternes Lächeln, eines, dass in meinem Herzen bleiben wird.  

Danke, lieber Geigenmann für diesen magischen Moment! Danke für die Erkenntnis, dass mit Gelassenheit, Zufriedenheit und der Reduktion auf das Wesentliche des Moments, die Zeit irgendwie unendlich wird. Ja, ich habe mich verliebt... in dieses Gefühl! 


Yes, I have to confess to you ... I fell in love! Now you are curious. So, let me tell you from the beginning!

My first full day in Chiang Mai was a Sunday.In the afternoon, my stroll through the city took me to an area where many Thais were setting up stalls. At my questions, I learned: it is Sunday market today. A few hours later I walked through filled streets. Full of stalls, tourists, locals, artists, TukTuk taxis across multiple streets. Unbelievably big! There was everything possible. Clothes, fabrics, souvenirs, food, kitsch, again kitsch, and again, funny, beautiful .... I did not manage to see everything, because at some point it was easy enough.

On Sunday, it pulled me back to the market. I was fascinated by the hustle and bustle again and tha I discovered him.

Almost at the end of a street he sat on his moped and tuned his violin. I stopped and watched as he tried to tune the violin so that he was satisfied with the sound. But obviously he could not do it. Still, I gave him some money, he shrugged and smiled.

It was clear to me that I had to see him again today. So I searched for him and found him in exactly the same place again. He was getting ready. I was quite curious if I would hear the violin today.

During the wait, it had finally happened to me. I fell in love! In the man? No, not really, but in his pace, in the moment! In the hustle and bustle of the market his actions were like a counter-movement and somehow brought the world around him to a standstill. I had the feeling that he was in an invisible bubble, in which another time measurement was valid. And I was part of this bubble. Almost in slow motion, focused, careful and very deliberate, he prepared everything. The hat had to be exactly in the right place, the violin was carefully cleaned and then connected to an amplifier! Then she was tuned. The microphone positioned. I almost burst with excitement and curiosity as it would sound. At last it was time! His voice was timid and the violin was heard. He was visibly satisfied and played while right and left people were streaming past him. Some did not even look at him, some photographed him, others gave him a smug smile. I was still fascinated! Granted, not from the sounds, no, just from his satisfaction at the moment. I put money in his hat and stopped to wait for the end of the song. He had discovered me for some time and interrupted his song during my donation for a "khop khun kap" (thank you). After that he played and finished his song than looked at me embarrassed. I asked politely if I could take another picture. He nodded and gave me a shy smile, one that will stay in my heart.

Thank you, dear violin man for this magical moment! Thanks for the realization that with serenity, contentment and the reduction to the essential of the moment, time somehow becomes infinite. Yes… I fell in love today… in love with this feeling today!

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